Rolf Bertram ist in der Nacht vom 6. auf den 7. November 2023 gestorben. Er ist friedlich eingeschlafen.

Prof. Dr. Rolf Bertram (geb. 1931) lehrte und forschte als Professor für Physik in Braunschweig. In seiner Jugendzeit war er Befürworter der Kernenergie. Als er die tödlichen Gefahren der Kernspaltung erkannte, wandelte er sich zu deren Gegner.

Als Spezialist der Atomphysik unterstützte er mit seiner wissenschaftlichen Reputation den Widerstand gegen das geplante Atommüll-Endlager in Gorleben und musste manche Anfeindungen und Benachteiligungen in Kauf nehmen. Er war Gründungsmitglied der Offenen Akademie, vormals Offene Universität. Er wurde als engagierter Experte u.a. im Bereich der durch Atomkraftwerke verursachten Schäden an Gesundheit und Natur bekannt und setzte sich mit Sachverstand und Herz für den Kampf gegen das Atomendlager ASSE bei Wolfenbüttel ein.

Rolf liebte die Natur. Viele Sommer verbrachte er in Schweden. Er war ein Kämpfer gegen die Zerstörung der natürlichen Umwelt. Er war mutig und selbstlos, unerbittlich in der Sache. Seine Familie, seine Frau Helga, seine Kinder,  und die Freunde waren ihm ein Rückhalt.

Fast 20 Jahre lang war er in der Offenen Akademie tätig. Wir haben viele beeindruckende Vorträge von ihm erlebt. Er war das, was man einen starken Charakter nennt. Ja, er war ein Kämpfer. Er war Professor, aber niemals überheblich. Und er berücksichtigte immer die Frage, wie man die Jugend erreicht und sich an die arbeitende, breite Bevölkerung wendet.

Rolf Bertram auf der Offenen Akademie im Gespräch mit seinem Freund Prof. Jürgen Schneider

Rolf suchte und grübelte: Wie muss die Gesellschaft verändert werden? Und auf welche Weise? Auf wen kann man setzen? Auf Regierungen, Parlamente, Änderungen in kleinen Schritten, mit Reformen? Oder haben jene Recht, die für den Sozialismus/Kommunismus sind? Er wurde Mitglied der Umweltgewerkschaft. Er suchte Antworten und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit – anfangs mit den GRÜNEN, dann mit der Linkspartei und den Marxisten-Leninisten, der MLPD. Er lebte das Prinzip der weltanschaulichen Offenheit.

Auch im Alter von über 90 Jahren nahm er regelmäßig an unseren Beiratstreffen teil. Sogar zu dem letzten – wenige Tage vor seinem Tod – wollte er noch kommen.

Sein Tod schmerzt und hinterlässt eine große Lücke – wir müssen sie schließen.

Er ist Vorbild für einen hervorragenden Wissenschaftler, der sich Jahrzehnte lang eingesetzt hat für Umweltschutz und Gesellschaftsveränderung, im Austausch mit der Arbeiterbewegung, mit Rückgrat und bescheiden. Dass Jugendliche an seine Stelle treten, war sein besonderes Anliegen.

Wir haben viel miteinander gestritten und voneinander gelernt. Wir werden seine Warmherzigkeit, seinen Kampfesmut, kurz: ihn als aufrichtigen und engagierten Menschen sehr vermissen. Dankbar behalten wir ihn in unserer Erinnerung.

Sprechergruppe  Beirat
Offene Akademie – Fortschrittliche kritische Wissenschaft und Kultur


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