Liebe Leser, Besucher und Interessierte,

Wer schlecht schläftendlich ist es soweit: Die Untersuchung der Offenen Akademie über Schicht- und Nachtarbeit wurde durchgeführt und die Ergebnisse sind veröffentlicht worden.

Zur Entstehungsgeschichte des Projekts: Auf der 3. Offenen Universität 2006 hatten wir einen Vortrag über die gesundheitlichen Auswirkungen von Nacht- und Wechselschicht gehalten. Die Reaktionen auf diesen Beitrag waren für uns überraschend. Wir waren beeindruckt von den vielfältigen Erfahrungen der Anwesenden – von Schichtarbeitern aus Stahl- und Automobilbetrieben, von Bergleuten, von Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen, der Bahn usw. Sie hatten sich zu Wort gemeldet und der Offenen Universität vorgeschlagen, eine Untersuchung zur Schicht- und Nachtarbeit durchzuführen (siehe Dokumentation 3. Offene Universität 2006). Diese Idee stieß auf großes Interesse und es wurde beschlossen, eine Erhebung durchzuführen und deren Ergebnisse zu veröffentlichen. Neu daran war, dass wir nicht nur Betroffene, sondern auch die Partner von Nacht- und Schichtarbeitern in die Befragung einbezogen haben.

Mit Unterstützung durch die Hans-Böckler-Stiftung war die Finanzierung der Studie gesichert. Mit Professor Dr. Uwe Helmert, Dr. Andreas Timm, Professor Dr. Rainer Frentzel-Beyme und Christoph Klug haben sich Wissenschaftler zusammengeschlossen, welche über die notwendige Kompetenz für die Erstellung und statistische Auswertung der Fragebögen verfügen. Insgesamt sind 6000 Fragebögen an Kolleginnen und Kollegen ausgegeben worden, vor allem aus Verkehrsbetrieben (Bahn, Bus), aus den Bereichen Chemie, Bergbau, Stahl und Metall sowie Gesundheitswesen und Druckereien.

ArbeitsgesetzfolgenUnsere Ergebnisse zeigen, welch vielfältige und fatale Folgen Schicht- und Wechseldienste auf die Gesundheit der Betroffenen haben. Bereits nach sechs Jahren Nachtarbeit müssen sie mit ernsten gesundheitlichen Schäden rechnen. Wie man mit 50 oder 60 Jahren lebt, darüber wird in den Jahren zuvor entschieden. Darauf wies schon der „Arbeitszeit TÜV“ der IG Metall (Projekt Gute Arbeit) aus dem Jahr 2006 hin. Unsere Untersuchung konnte belegen, dass die Auswirkungen nicht nur einzelne, sondern diverse Organe schädigen, die systemisch miteinander verbunden sind.

Neben den weitreichenden körperlichen und psychischen Krankheitsfolgen von Nacht- und Schichtarbeit haben Nacht- und Schichtarbeiter auch mit sozialen Problemen zu kämpfen, wozu auch die Einsamkeit zählt. In unserer Untersuchung haben wir eine Reihe gut fundierter Vorschläge gemacht, deren Realisierung zur dringend notwendigen Entlastung der Betroffenen und zur Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen beitragen können. Wir halten dies für bedeutend, weil die Schicht-, Nacht- und flexible Arbeitszeit in den vergangenen zehn Jahren erheblich zugenommen haben und sich diese Tendenz derzeit durch die Weltwirtschaftskrise verstärkt.

Sicher: In vielen, aber nicht in allen Bereichen wird man die Nachtarbeit beseitigen können. Aber man kann sie mindern und die schweren Gesundheitsfolgen für die Betroffenen gering halten. Prävention ist im Übrigen nicht nur wirksamer, sondern auch volkswirtschaftlich betrachtet ökonomischer.

In diesem Sinne wünschen wir uns eine gute Verbreitung der Untersuchung.

Christoph Klug


Jetzt spenden

Helfen Sie mit, dass dieses einmalige Forum kritischer Wissenschaft und Kultur finanziell unabhängig, allein durch Spenden, Seminar-Beiträge und Literaturverkauf leben und sich fortentwickeln kann.