4. Offene Universität im Arbeiterbildungszentrum
vom 29. September bis 6. Oktober 2007
Kritische Wissenschaftler packen heiße Themen an
4. Offene Universität beginnt am 29. September in Gelsenkirchen
Einige namhafte Wissenschaftler in Deutschland fühlen sich behindert oder gar unterdrückt, wenn sie mit ihrer Forschung heiße Eisen anpacken. Diese Themen sind beispielsweise „bösartige Hirntumore durch Mobilfunk“, „Erkrankungen im Umfeld von Atomkraftwerken“ und „Elend und Abhängigkeit durch Entwicklungshilfe“. Die Experten kommen zu Wort auf der Offenen Universität, die am 29. September in Gelsenkirchen beginnt.
„Offene Universität bedeutet, dass wir ein Forum bieten gerade für solche Themen und für jene Wissenschaftler, deren Erkenntnisse in der ‚geschlossenen‘ Wissenschaft behindert oder gar unterdrückt werden“, sagt Prof. Dr. Josef Lutz, Physiker an der TU Chemnitz. „Sei es, weil sie wirtschaftlichen Interessen mächtiger Konzerne zuwiderlaufen, oder sei es, weil sie sich gegen den herrschenden Zeitgeist richten.“ Man wolle, so Lutz, die Breitenbildung auf wissenschaftlichem Niveau fördern. Mit zuletzt fast 1.000 Besuchern habe man im Jahr 2006 mit der Veranstaltung einen wachsenden Zuspruch gefunden. Sein Ziel dabei ist auch, den Zuhörer über den gegenwärtigen Stand der Forschung so zu informieren, dass man sich ein eigenes Urteil bilden kann.
Erstmals vorgestellt werden in diesem Jahr brisante Forschungsergebnisse zu UMTS und Gesundheitsgefahren. Autor ist Prof. Franz Adlkofer, Geschäftsführer und Mitglied des Rats der Stiftung für Verhalten und Umwelt VerUm mit Sitz in München.
„Wenn man die bis heute vorliegenden Forschungsergebnisse zur Frage biologischer Wirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder und ihrer möglichen Folgen insgesamt überdenkt, spricht Einiges dafür, dass die Mobilfunkstrahlung ein Risiko für die Gesundheit des Menschen darstellt, selbst wenn der letzte Beweis dafür noch aussteht“, so Adlkofer. Ein Gesundheitsrisiko auf der Grundlage des heutigen Wissenstandes auszuschließen, sei ein „extrem fahrlässiges Unterfangen“, für das keine Instanz in unserem Land die Verantwortung übernehmen könne, so der Wissenschaftler. Damit weiche er von der „generellen Meinung“ ab, die Adlkofer aufgrund der „Kenntnis des Wissensstands und eigener Forschung aber nicht teilen“ könne.
Neues gibt es auch zum Fall Murat Kurnaz, der mehrere Jahre unschuldig in Guantánamo inhaftiert und gefoltert wurde. Sein Anwalt, Bernhard Docke, von der Sozietät Dr. Heinrich Hannover & Partner, erhielt 2006 die Carl-von-Ossietzky-Medaille für sein Engagement zur Befreiung seines Mandanten. Der Vortrag wird die deutsche Mitverantwortung für das Martyrium von Kurnaz thematisieren.
Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake (Köln) spricht zur Häufung von Leukämieerkrankungen im Umkreis von Atomanlagen. Studien bewiesen, dass die Radioaktivität der Anlage für die Erkrankungen ursächlich war, so die Expertin. „Ein sehr typisches Beispiel für die offizielle Behandlung solcher Befunde haben wir in Norddeutschland. In der Stadt Geesthacht an der Elbe befinden sich 2 kerntechnische Anlagen, das Kernkraftwerk Krümmel und eine ehemalige Kernforschungsanlage GKSS, beide nur 1 ½ km auseinander. Dort trat in den Jahren 1990/91 ein abrupter Anstieg der Leukämiefälle bei Kindern auf. Bis in die Gegenwart ist das Leukämievorkommen dort dreifach erhöht geblieben.“ Doch zuständige Minister, Bundesbehörden und ihre Berater streiten jeglichen Zusammenhang mit Radioaktivität ab.
Dabei – und auch das zeigt ein Vortrag der diesjährigen Offenen Universität – könnte man alle Atomkraftwerke sofort abschalten. Die weltweite Umstellung auf Energieerzeugung aus regenerativen Energiequellen ist innerhalb der kommenden 10 bis 20 Jahre möglich.
Schmitz-Feuerhake war Professorin für Experimentelle Physik an der Universität Bremen. Seit 2003 ist sie Vorsitzende des „European Committee on Radiation Risk“ (ECCR).
Dr. Benjamin Leunmi (Halstenbek) ist Staatsbürger von Kamerun und hat Jura und Kriminologie studiert. Heute ist er Lehrbeauftragter an der Universität für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sein Thema: Ins Elend durch „Entwicklungshilfe“. Er fragt, was sich nach der „klassischen“ Kolonialzeit wirklich geändert hat. Sein Urteil: Das System selbst blieb im Wesentlichen erhalten.
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Ansprechpartner für die Presse:
Christoph Klug, (02361-494997 AB), E-Mail: wissenschaft_klug@web.de
Prof. Dr. Josef Lutz, (0371-531 336 18), E-Mail: josef.lutz@etit.tu-chemnitz.de
Prof. Dr. Christian Hegelmaier (05721 – 701 232) E-Mail: chirurgie@kkh-stadthagen.de