Wir dokumentieren die Presseerklärung von Angehörigen der Universität Göttingen:

Als Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitglieder der Universität Göttingen stehen wir geschlossen hinter dem Recht unserer Studierenden, friedlich zu demonstrieren und ihre Meinung zu den aktuellen Konflikten in Israel und Palästina zu äußern. Gerade aufgrund der emotional aufgeladenen und stark unterschiedlichen Bewertung dieser Konflikte muss sich die Universität aktiv für mehr und nicht weniger Dialog und Debatte einsetzen. Eine zentrale Verantwortung von Hochschulen und Universitäten ist es, der breiten Öffentlichkeit eine ausgewogene Diskussion über globale Themen vorzuleben. Es ist unsere Aufgabe, uns mit der aktuellen Situation auseinanderzusetzen – sie betrifft internationales Recht, Menschenrechte, globalen Frieden, rassistische Diskriminierung, alten und neuen Antisemitismus und eine Vielzahl anderer Themen. Wir sind gehalten, unsere Studierenden dazu einzuladen, diese respektvoll zu diskutieren.

Studierende, die einen Waffenstillstand fordern, zu zensieren und sie als gewalttätig, antisemitisch oder als Unterstützer und Unterstützerinnen von Terror zu diffamieren, ist ein intellektueller Fehlschluss, der dazu beiträgt, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen und zu polarisieren. Kritik an den Handlungen eines Nationalstaates darf nicht mit Vorurteilen oder Hass gegenüber der Mehrheitsbevölkerung dieses Staates oder gegen ihre oder irgendeine Religion gleichgesetzt werden. Solidarität mit den Palästinensern und Palästinenserinnen darf nicht mit Antisemitismus verwechselt werden. Zahlreiche israelische Nichtregierungsorganisationen und arabisch-jüdische Organisationen auf der ganzen Welt streben eine friedliche Koexistenz aller Bewohner und Bewohnerinnen der Region an und fordern eine diplomatische Lösung anstelle von weiterem Blutvergießen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Universität sollten sich bemühen, oberflächliche und substanzlose Argumente zu vermeiden – und sie nicht zur Einschränkung der Meinungsfreiheit nutzen.

Die Universitätsgemeinschaft lebt von Meinungsvielfalt, und nur durch die Einbeziehung verschiedener Perspektiven können wir einen reichhaltigeren, umfassenderen Dialog erreichen. Diese Inklusivität ist grundlegend für unseren Bildungsauftrag und spiegelt die Gesellschaft wider, die wir anstreben. Sie ist unsere einzige wirksame Verteidigung gegen Antisemitismus, Islamophobie und andere Formen der Diskriminierung, die von der Unterdrückung alternativer Perspektiven leben. Wir, die Unterzeichnenden, erheben unsere Stimmen, damit andere gehört werden können.

Originalversion in Englisch und Deutsch sowie die Unterzeichnenden Universitätsangehörigen hier.


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