
Am 7. Juli 1955 wurde das Russel-Einstein Manifest veröffentlicht, es ist ein intensiver Protest gegen die nukleare Aufrüstung.
Es ist in seiner Zeit zu beurteilen. Es war finstere Reaktion, geprägt vom kalten Krieg, Antikommunismus und politischer Repression.
Die westdeutsche Wiederbewaffnung (von der KPD als „Remilitarisierung“ bezeichnet) war eingeleitet. Die KPD und ihr Jugendverband FDJ organisierten Demonstrationen und eine (1951 vom Bundesinnenminister verbotenen) Volksbefragung. Der Jugendverband FDJ wurde am 26. Juni 1951 verboten. Trotz Repressionen hatte der Kampf gegen die Remilitarisierung einen großen Rückhalt in der Bevölkerung, der weit über die KPD-Stimmzahl hinausging. „Immerhin konnte die KPD vor dem Verbot ihrer Volksbefragung bereits neun Millionen Nein-Stimmen gegen eine Wiederbewaffnung sammeln.“[i] Das KPD-Verbot erfolgte am 17. August 1956.
Inmitten dieser Zeit der Repression gegen jeden Antikriegsprotest erschien das Russel-Einstein Manifest. Es ist von 10 Nobelpreisträgern gezeichnet. Diese Wissenschaftler nutzen ihren fachlichen Ruf und ihr Ansehen dazu, etwas zu sagen, für das andere üble Repressalien zu dulden hatten. Das ist vorbildlich. Ein hohes wissenschaftliches Ansehen ist auch Verpflichtung zum Mut.
Das Manifest zeigte intensiv etwas auf, was damals der Öffentlichkeit verschwiegen wurde, die Gefahr des radioaktiven Fallouts:
„Kein Mensch weiß, wie weit solche tödlichen radioaktiven Teilchen ausgestreut werden können, aber die hervorragendsten Fachleute erklären einmütig, dass es sehr gut möglich wäre, dass ein Krieg mit H-Bomben der menschlichen Rasse ein Ende setzt. Es ist zu befürchten, dass beim Einsatz vieler H-Bomben ein allgemeines Sterben anhebt – plötzlich und schnell nur für die Minderzahl, für die Majorität hingegen als qualvolle Krankheit und langsames Dahinwelken….
Hier also liegt das Problem, nackt, furchtbar und unausweichlich: “Werden wir dem Menschengeschlecht den Untergang bereiten, oder wird die Menschheit auf Krieg verzichten?“
Und am Ende heißt es als Resolution:
„Angesichts der Tatsache, dass in einem künftigen Weltkrieg Kernwaffen bestimmt benutzt werden würden und dass derartige Waffen das Fortbestehen der Menschheit bedrohen, fordern wir die Regierungen, der ganzen Welt auf, einzusehen und öffentlich einzugestehen, dass ein Weltkrieg ihren Zielen nicht förderlich sein kann. Weiterhin fordern wir sie auf, friedliche Mittel aufzufinden, um alle Streitsachen zwischen sich zu schlichten.“ (https://www.atomwaffena-z.info/fileadmin/user_upload/pdf/russell_einstein_manif.pdf)
Es gab auch Gegenstimmen. So Otto Hahn, der ebenfalls gebeten wurde zu unterzeichnen und der erklärte „Aber wegen der einseitig linken Tendenz hatte ich Russell abgelehnt zu unterschreiben.“ [ii]
Es ist vieles daraus aktuell in der heutigen Zeit. Die Gefahr eines atomaren dritten Weltkriegs war schon lange nicht mehr so groß wie heute. Trump hat den „Golden Dome“ Plan verkündet, die Stationierung von Waffensystemen im Weltraum. Rüstung wird mit Gewalt vorangetrieben, Völkermord und völkerrechtswidriger Angriffskrieg werden mit deutschen Waffenlieferungen unterstützt. Gegenstimmen wird Repression wie Verlust der Forschungsmittel angedroht. Die Berufsverbote werden in einigen Fällen schon wieder aus der Schublade geholt. Lernen wir von diesem Manifest, dass Wissenschaftler eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Schrecken und für eine menschenwürdige Zukunft spielen können. Das erfordert eine Verbindung mit der Bewegung der Bevölkerung, und nicht ängstliches Wegducken, sondern Mut.
Die Veranstaltung 70 Jahre Russell-Einstein-Manifest findet statt am
Am 5. Juli 2025 | 11:30 – 16:30 Uhr
An der Universität Göttingen, Hörsaal ZHG 002, Zentrales Hörsaalgebäude, Platz der Göttinger Sieben
Für die Teilnahme bitten die Veranstalter, die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative (NatWiss) Göttingen, um Anmeldung unter info@natwiss.de. Die Teilnahme ist aufgrund der begrenzten Plätze nur mit einer Bestätigung der Anmeldung möglich. Zur Veranstaltung tragen von der Offenen Akademie bei Christian Jooß in der Eröffnung und Peter Kaiser mit dem Vortrag „Wissenschaftler warnen vor neuen (Atom)waffen – Gedanken zu Wissenschaft und Verantwortung“.
[i] Georg Fülberth: Leitfaden durch die Geschichte der Bundesrepublik. Köln 1987, S. 25.
[ii] Dietrich Hahn (Ed.): Otto Hahn – Begründer des Atomzeitalters. Eine Biographie in Bildern und Dokumenten. List Verlag, München, 1979. S. 249.